Mann: Die Erfahrung zeigt, dass erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler auch sehr gute Unternehmerinnen und Unternehmer sind. Ich habe sehr viele Bücher zum Thema Kunstmarketing und Kunstmarkt gelesen und gelernt, unternehmerisch zu denken. Dazu gehört zum Beispiel, dass ich einen festen Tagessatz habe, von dem ich auch nicht abweiche, es sei denn, ich arbeite für Charity-Projekte.
Außerdem habe ich viele Standbeine. Zum einen gibt es Sammlerinnen Sammler, Freundinnen und Freunde, die meine Arbeit schätzen und kaufen. Zum anderen führe ich Projekte für Kommunen oder Unternehmen durch, die entsprechende Budgets haben und kuratiere zum Beispiel Gruppenausstellungen mit Rahmenprogramm oder arbeite in Jurys für Kunst- und Fotografiepreise, oder ich konzipiere und organisiere Podiumsdiskussionen zu künstlerischen Themen. Als Fotografin nehme ich natürlich auch Aufträge an, wobei ich die Honorare dann wiederum in freie Projekte investiere, die ich selbst umsetze. Hinzu kommen Einkünfte aus meiner Tätigkeit als Dozentin zum Beispiel an der European School of Design.
Weitere unternehmerische „Tugenden“ sind sicherlich auch, Kontakte zu pflegen, strukturiert und zuverlässig zu sein. Wenn man nicht zuverlässig ist, werden die Aufträge anderweitig vergeben. Das ist ein häufiges Problem bei Kreativen. Dabei spielt die Kommunikation miteinander natürlich auch eine wichtige Rolle. Das predige ich meinen Studierenden auch immer wieder. Gesprächsprotokolle zu schreiben, ist zum Beispiel sehr hilfreich. Einfach um noch einmal für alle Beteiligten festzuhalten, was vereinbart wurde und um Missverständnisse zu vermeiden. Ich denke, nachhaltig erfolgreich zu sein, bedeutet, dass für beide Seiten das Beste herauskommt.