Team: Christian Rauch, State Studio, das neue Formate der Wissenschaftskommunikation entwickelt, Jonas Lindemann, Hafven, einer der größten Innovation Communities im deutschsprachigen Raum, sowie CODE University of Applied Sciences, eine private Hochschule für die digitalen Pioniere von morgen

Euer Experiment heißt Lernräume der Zukunft. Eine Frage vorweg – wer sind die Partner, die sich zu diesem Experiment zusammengefunden haben? Jonas, willst du anfangen?

Jonas Lindemann: Ja, ganz großartige Partner, die da zusammengekommen sind, die waren für mich auch Hauptmotivation mitzumachen: einmal die Code University, dann Christian von State Studio und wir als dritte Gruppe Hafven aus Hannover sind die, die das Experiment als Teams begleiten.

Wie habt ihr zusammengefunden?

Jonas Lindemann: Es wurde tatsächlich anmoderiert über das Kompetenzzentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft, die auch dafür verantwortlich sind, dass dieses Experiment stattfinden kann.

Christian, worum geht es insgesamt bei diesem Experiment, an dem ihr zusammen strickt?

Christian Rauch: Es geht um zwei Dinge. Zum einen geht es darum auszutesten, wie neue Förderinstrumente, insbesondere für ergebnisoffene, risikobehaftete Risky Projects insbesondere aus der Kreativwirtschaft aussehen können. Das wird getestet anhand von drei Experimenten, und eins davon ist unseres, und da geht es uns speziell um die Frage, wie könnten denn Lernräume der Zukunft aussehen?

Lernraum, ist das etwas, was gefördert werden soll? Oder soll in diesem Lernraum gefunden werden, wie diese Förderung stattfinden kann? Diese Förderung findet ja deswegen im Augenblick nicht statt, weil Innovationsförderung sich hauptsächlich auf technologische Innovationen-Förderung beschränkt. Ist das richtig?

Christian Rauch: Richtig, ja, es gibt natürlich auch Kulturförderinstrumente, wo aber in den allermeisten Fällen sehr klar davor definiert ist, was das Ergebnis sein soll. Zum Beispiel stelle ich einen Antrag bei einer Kulturfördereinrichtung für die Erstellung einer neuen Ausstellung oder eines Festivals. Da schreibe ich dann schon bis in den letzten Sprecher-Slot alles fest rein, was darin passieren soll. Kann man machen. Ist auch gut, wenn man genau schon weiß, was man will. Aber wenn was Neues rauskommen soll, dann ist die Frage, wie sähe da so ein passendes neues Förderinstrument aus? Das wird anhand von diesem Experiment getestet.

Gibt es schon erste Ideen, wie das aussehen kann?

Jonas Lindemann: Ja, tatsächlich. Wir haben uns erst mal auch sehr offen in dieses Experiment rein begeben, das ist glaube ich auch das Spannende an dem ganzen Prozess, dass dieser Prozess der wichtige Teil auch dieses ganzen Projektes ist. Wir haben dann erst mal gesammelt, was können wir machen, wie können wir das überhaupt als Projekt aufsetzen? Und sind relativ schnell zu einem inhaltlichen Thema gekommen, was alle drei involvierten Parteien sehr umtreibt. Und das ist tatsächlich eben Spaces, Räume für Lernen bestmöglich oder bestförderlich für Lernergebnisse zu gestalten. Und dann hatten wir relativ schnell erst mal das Themenfeld abgesteckt, wie wir da rangehen wollen. Und heute sind wir auf dem Status, dass wir einen ersten Prototyp haben, womit wir die These überprüfen, ob Räume den Lehrer in Zukunft ersetzen können, was eine ganz wesentliche These ist in allen unseren drei Konzepten, dass man voneinander lernt und nicht von einem Lehrer lernt, ein sogenanntes Peer Learning Konzept. Dafür haben wir jetzt einen ersten Test gebaut und haben auch schon erstes Feedback heute gesammelt.

Was hat dieser Lernraum, der so funktionieren könnte, wie du es gerade gesagt hast, mit dem Thema Förderung zu tun?

Christian Rauch: Es ist eben diese doppelte Struktur des Projektes. Wir beschäftigen uns mit diesem Thema „Lernraum der Zukunft“ und versuchen da in unserem Experiment einen neuen Ansatz zu finden. Dabei wird uns auf die Finger geguckt, und es wird begleitet von einem Berater, das Kompetenzzentrum guckt zu, wir evaluieren, jede Woche senden wir einen Statusbericht ab, wo wir gerade stehen, was unsere Ziele sind, was wir glauben, was gut läuft, was nicht so gut läuft. Wir sind sehr engmaschig mit unseren Fördergebern sozusagen verbunden, die uns große Freiheit geben im Prozess, aber sehr genau Bescheid wissen wollen über den Prozess. Das heißt, wir kümmern uns vordergründig um unser Experiment, nämlich Lernräume der Zukunft, und dabei guckt man uns auf die Finger und schaut, was wir dabei tun, um dabei zu lernen, wie Risky Projects in Zukunft bestmöglich unterstützt werden können.

Das heißt, es gibt jetzt schon eine Förderung eines Risky Projects, nämlich eures. Wer fördert das und wie?

Christian Rauch: Das ist eine Förderung vom Kompetenzzentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft.

Erste Ergebnisse gibt es schon, habe ich das richtig verstanden? Was kann sich in diesen neu gestalteten Lernräumen, Peer Learning hast du eben genannt, tun?
Jonas Lindemann: Korrekt, das ist das Handlungsfeld, in dem wir uns jetzt gerade bewegen. Und ich glaube, das Spannende, um noch mal auf den Prozess zurückzukommen, über den wir gerade auch gesprochen haben, ist eben auch eine These, die uns dann wiederum inhaltlich beschäftigt: Nämlich dass, wenn man Leute zusammenbringt, man davon ausgehen kann, dass durch diese Vermengung dieser unterschiedlichen Teile etwas Neues entstehen wird. Und so würde ich auch dieses Experiment beschreiben, dass das die Grundthese ist, die diesem Versuch eines neuen Förderinstrumentes eben zugrunde liegt: Wir geben Leuten Spielraum, fügen verschiedene Teile zusammen und schauen, was passiert. Und das ist eigentlich auch das Grundkonzept, was wir in unserem Ansatz für Lernräume der Zukunft sehen, dass erst mal wichtig ist, welche Zutaten befinden sich im Raum in Form von Menschen, in Form von Erfahrung. Und wir fügen eine neue Zutat hinzu, nämlich eine Art Moderations- und Interventionsfunktion, die bestimmte Impulse setzt.

Auf der einen Seite geht es um diesen Lernraum, aber ihr wollt eben auch beweisen, geförderte Risky Projects, da lohnt sich die Förderung, weil tatsächlich etwas dabei herauskommt – sehe ich das richtig?

Christian Rauch: Es ist eine Frage, ob wir es beweisen wollen. Wir wollen es erst mal testen und haben natürlich da unsere Vorstellungen. Ich denke, wir sind alle drei sehr davon überzeugt, dass es sich lohnt, Leuten Freiraum zu geben, um zusammen zu experimentieren. Wenn man dafür die richtigen Rahmenbedingungen setzt, dann ist die Wahrscheinlichkeit durchaus konkret, gut und realistisch vorhanden, dass dabei auch was Tolles herauskommt. Und besonders etwas dabei herauskommt, was man davor noch nicht absehen konnte. Das wird in Zukunft immer wichtiger werden. Immer weniger werden wir uns darauf verlassen können, vorausblicken zu können, zu planen und zu sagen, da wollen wir hin, das ist notwendig, und hier setzen wir jetzt für mehrere Jahre ein Forschungsteam drauf, weil genau das wollen wir raushaben. Ganz wichtig werden in dieser Zeit der schnellen Veränderung und der großen Transformation proaktiv und im Moment reagieren zu können. Und dafür braucht man Projektteams an Experten, die zusammengezogen werden zu verschiedenen Themen, die sich dann im richtigen Framework mit dem Thema auseinandersetzen können und neue Impulse setzen können.

Jonas Lindemann: Das Spannende, was wir sehen heute im User Test, ist, dass es funktioniert. Das ist das, was wir konkret gerade das zweite Mal bewiesen haben mit diesem sehr frühen Prototypen, dass das funktioniert, dass die Rahmenbedingungen dazu führen, dass Menschen sich austauschen und mit mehr aus diesem Raum rausgehen, als sie reingegangen sind.