Darstellung der Kultur- und Kreativwirtschaft

Am 16. April 2024 trafen sich etwa 100 Vertreterinnen und Vertreter der Kultur- und Kreativwirtschaft im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), um über die Chancen und Potentiale Künstlicher Intelligenz (KI) zu diskutieren.

In seiner Begrüßung betonte der Parlamentarische Staatssekretär beim BMWK und offizieller Ansprechpartner der Bundesregierung für die Kultur- und Kreativwirtschaft, Michael Kellner, dass niemand wisse, in welche Richtung sich KI in den kommenden drei, fünf oder 15 Jahren entwickeln würde.

Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMWK und offizieller Ansprechpartner der Bundesregierung für die Kultur- und Kreativwirtschaft, hält die Begrüßungsrede

Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMWK und offizieller Ansprechpartner der Bundesregierung für die Kultur- und Kreativwirtschaft, hält die Begrüßungsrede

© BMWK / Andreas Mertens

Umso wichtiger sei daher der Austausch darüber. Zum Beispiel darüber, wie die Kultur- und Kreativwirtschaft und die Gesellschaft insgesamt mit KI umgehen kann bzw. soll. Oder auch, wie es mit dem Schutz von Urheberinnen und Urhebern aussieht. Und wie können in Europa einerseits ausreichende Daten zum Training von KI-Anwendungen zur Verfügung gestellt werden und andererseits Werke von Kultur- und Kunstschaffenden geschützt werden? Welche neuen Geschäftsmodelle gehen mit der breiten Anwendung von KI-Tools einher? Und wie können die Risiken von KI-generierten Desinformationskampagnen minimiert werden?

Diskussionsrunde mit Akteurinnen und Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft

Diese und viele weitere Fragen, insbesondere zum nachhaltigen und ethisch verantwortungsbewussten Einsatz von KI-Technologien, waren Gegenstand der anschließenden Podiumsdiskussion. Die Teilnehmenden waren Max Wiedemann, Chief Product Officer (CPO) der LEONINE Studios, René Houareau, Geschäftsführer Recht & Politik beim Bundesverband Musikindustrie e.V., Karoline Istanbuli, Marketingmanager bei der dtv Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG, Vanessa Cann, Vorstandsmitglied des KI Bundesverbandes e.V., und Florian Scheible von der Bundesarchitektenkammer.

Diskussionsrunde

An der Diskussionsrunde nahmen teil (v.l.n.r.) Vanessa Cann, KI Bundesverband e.V.; Karoline Istanbuli, dtv Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG; René Houareau, Bundesverband Musikindustrie e.V.; Max Wiedemann, LEONINE Studios; Florian Scheible, Bundesarchitektenkammer und Marco-Alexander Breit (Moderation), BMWK

© BMWK / Andreas Mertens

Dabei wurde gleich zu Beginn deutlich: Das Thema KI ist eine überaus komplexe Angelegenheit, zumal sich zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer einschätzen lässt, wohin die Reise gehen wird. Die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer machten es sich alles andere als einfach und bewegten sich in möglichen Zukunftsszenarien, die sowohl die negativen als auch positiven Seiten von KI beinhalteten.

Dabei sind gerade in der Kultur- und Kreativwirtschaft die Befürchtungen groß, dass künstlerische Leistungen, sei es in der Musik, beim Film, in der Literatur oder in der bildenden Kunst, womöglich durch KI ersetzt werden könnte – zumindest in Teilen. Einigkeit herrschte denn auch darüber, dass KI-Anwendungen in der Kultur- und Kreativbranche zum Wegfall bestimmter Berufsbilder bzw. Geschäftsmodelle führen werden. Dringend geklärt müsse darüber hinaus die Frage, welche Anpassungen zum Beispiel im Urheberrecht, im Datenschutz u.a. notwendig sind, um die Leistungen der Akteurinnen und Akteure in der Kultur- und Kreativwirtschaft weiterhin zu schützen und faire Vergütungsregelungen zu schaffen, ohne zugleich die Entwicklung sinnvoller KI-Anwendungen in Europa auszubremsen. Denn klar ist auch: Die großen KI-Player befinden sich nicht zuletzt auf Grund der riesigen Investitionssummen, des immensen Datenbestands und vergleichsweise einfachen Datenzugangs in den USA und China.

Die große Herausforderung ist daher, Europa fit für KI zu machen und gleichzeitig Bürgerinnen und Bürger vor Datenmissbrauch zu schützen. Ein erster wichtiger und richtiger Schritt sei daher die Umsetzung der auf EU-Ebene auf den Weg gebrachten KI-Verordnung in nationales Recht – auch wenn damit noch nicht alle Herausforderungen gelöst sind. Als positiv werteten die Diskutantinnen und Diskutanten, dass KI – wie bei jeder neuen Technologie – zu neuen Berufsbildern bzw. Geschäftsmodellen führen wird bzw. bestehende berufliche Kompetenzen erweitert werden. Mitarbeitenden in den Unternehmen sollten daher bereits zum jetzigen Zeitpunkt mit den aktuell verfügbaren KI-Tools vertraut gemacht werden. Hackathons bieten dafür zum Beispiel eine gute Herangehensweise. Abgesehen davon besteht die Hoffnung, dass der Fachkräftemangel ein Stückweit durch KI aufgefangen wird. Insgesamt machte die Diskussionsrunde deutlich, dass KI für die Kultur- und Kreativwirtschaft eine ungeheuer große Herausforderung darstellt, die sicher viele Chancen bietet, aber andererseits eben auch viele Risiken, die durch eine entsprechend staatliche Regulatorik abgefedert werden muss.

Video-Aufzeichnung

Konferenz „Künstliche Intelligenz und Kreativwirtschaft“

Intensive Gespräche in vier Workshops

Auf die etwa einstündige Diskussion folgten vier Workshops, in denen die Veranstaltungsbesucherinnen und -besucher u.a. darüber diskutierten, auf welche Weise KI einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen kann, wie KI dabei helfen kann, kreative Produkte und Dienstleistungen nachfrageorientierter herzustellen oder auch wie die KI-Kompetenz in der Kultur- und Kreativwirtschaft verbessert werden kann.

Einer der vier Workshops, an dem die Veranstaltungsbesucherinnen und -besucher teilnahmen.

Einer der vier Workshops, an dem die Veranstaltungsbesucherinnen und -besucher teilnahmen.

© BMWK / Andreas Mertens

Zusammenfassung der Workshops:

Die vier Moderatorinnen und Moderatoren fassten die zentralen Forderungen der Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer folgendermaßen zusammen:

  • Eine neue KI-Verordnung soll die transparente Nutzung von KI gewährleisten und sicherstellen, dass ethische Grundsätze eingehalten werden. Wobei die Herausforderung u.a. darin besteht, die Transparenz über verschiedene Branchen hinweg einheitlich umzusetzen. Die nächsten zwölf Monate sollen darauf fokussiert werden, diese Verordnung zu entwickeln und umzusetzen.
  • KI-Modelle sollten sowohl in der Lage sein, ihren eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren als auch die Vielfalt der Lebensrealitäten abzubilden. Dies umfasst die Berücksichtigung von Sprache, Kultur und Geschlechterdarstellungen, um eine ethische und vielfältige KI zu gewährleisten.
  • Eine digitale Bildungsreform mit einem eigenen Schulfach KI-Ethik bzw. Modul im Studium soll sicherstellen, dass zukünftige Generationen über das nötige Wissen verfügen, um den ethischen und nachhaltigen Einsatz von KI voranzutreiben.
  • Die Weiterbildung von Mitarbeitenden sollte so schnell wie möglich von den Unternehmen in Angriff genommen werden. Denkbar sind verschiedene Formate, die die Einsatzmöglichkeiten von KI-Tools praxisnah und bedarfsgerecht vermitteln.
  • Die Verwendung von Daten zu KI-Trainingszwecken erfordern eine Anpassung des Urheberrechts, um die Rechte der Urheberinnen und Urheber zu respektieren, ohne Innovationen zu behindern.
  • Zentrale Datenquellen tragen dazu bei, Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten und Innovationen schneller voranzutreiben. Durch die Integration verschiedener Datenquellen könnten schneller relevante Informationen generiert werden, was wiederum die Innovationsprozesse beschleunigen könnte.
  • Von großer Bedeutung ist die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft. Dadurch können verschiedene Perspektiven und Expertisen kombiniert werden, um vielfältige und innovative KI-Modelle zu entwickeln.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Workshops einen positiven Schritt hin zu einem effizienten und nachhaltigen Einsatz von KI-Technologien. Die identifizierten Themen und Vorschläge werden nun innerhalb des BMWK weiter analysiert, um konkrete Maßnahmen zu entwickeln, die eine gerechte und zukunftsorientierte Nutzung von KI fördern.