Qualifikation und Ausbildung

Ohne handwerkliches Können ist heute alles nichts, egal ob Klassik oder Pop, E-Musik oder U-Musik. Wo und wie man sein Instrument oder seine Stimme ausbildet, ist dabei eher zweitrangig. Ausbildungsangebote gibt es genug: an Hochschulen, Konservatorien, Musikakademien, Popakademien usw.

Musikalisches Profil entwickeln

Fast alle Insider sagen: „Musikerinnen und Musiker brauchen ein Ziel, eine Vision.“ Die Frage ist also: Welche Art von Musik soll es sein?

Wenn Sie von Ihrer Musik leben möchten, egal in welchem Genre, sollten Sie zunächst eine ganz klare Idee davon haben, welche Musik Sie machen wollen. Mit einer vagen Vorstellung anzutreten und auf den Publikumsgeschmack zu schielen, wird nicht funktionieren.

Wer sich ohne eigenes Repertoire z. B. zu einer Casting-Show anmeldet und zu fremden Stücken Playback singt, kann zwar den schnellen Ruhm erlangen. Der ist aber flüchtig.

Pluspunkte sind z. B. eine besondere musikalische Virtuosität, vielleicht auch ungewöhnliche Harmonien. Oder große Namen: Wer als klassische Musikerin oder klassischer Musiker Bach im Angebot hat, wird damit nie ganz schiefliegen. Aber, so ein Insider: „Der Übungsaufwand für viele Bach-Instrumente ist enorm und der Gage oft nicht angemessen.“

An Auftritte kommen

Für Musikerinnen und Musiker, die den Durchbruch schaffen wollen, gibt es nur einen Weg: spielen, spielen, spielen. Leichter gesagt als getan: Wann? Und vor allem: Wo?

Bemühen Sie sich zunächst in Ihrem engsten Umfeld um Publikum: Wen kennen Sie, der Ihnen die Möglichkeit gibt, öffentlich aufzutreten?

Finden Sie heraus, wo Sie auftreten können, welche Musik an welchen Veranstaltungsorten angeboten wird, wer dort das Sagen hat, welche Gagen Sie verlangen können. Fragen Sie systematisch bei allen Veranstaltungsorten an, an denen Sie gerne spielen möchten.

Wenn Auftritte vereinbart sind, sollten Sie andere Veranstaltungs- und Booking-Unternehmen sowie die Presse einladen: „Wir spielen da und da. Hört Euch das doch mal an.“

Nutzen Sie die digitalen Medien, um Ihre Musik zu veröffentlichen.

Ziel Schritt für Schritt erreichen

Wenn Sie wissen, WAS Sie wollen, benötigen Sie einen Plan, WIE Sie Ihr Ziel erreichen können. Die Erfahrung zeigt: Viele Musikerinnen und Musiker wollen zu viele Schritte auf einmal machen. Dabei verzetteln sie sich häufig. Überlegen Sie: Wann wollen Sie wo sein? Wie viele Gigs pro Jahr spielen? Wo ist die Einkommensgrenze, ab der Sie den Status der Hobbymusikerin bzw. des Hobbymusikers verlassen würden?

Sorgen Sie dafür, dass möglichst viele Leute möglichst viel von Ihnen erfahren: Veranstalterinnen und Veranstalter, Presse, Musiklabels, Agenturen/Booking-Unternehmen.

Verschicken Sie E-Mails mit einem professionellen Foto und einer kurzen Beschreibung Ihrer Musik. Am wichtigsten aber sind Links auf Hörbeispiele und vielleicht sogar Video-Konzertmitschnitte. Denkbar ist auch der Versand einer EP, die mehrere Ihrer Stücke enthält.

Agenturen/Booking-Unternehmen beauftragen

Musikerinnen und Musiker stecken zu Beginn ihrer Arbeit in einem Teufelskreis. Sie sollten üben und spielen, sonst nichts. Stattdessen müssen sie sich darum kümmern, spielen zu dürfen.

Beauftragen Sie für die Kontaktaufnahmen eine Agentur oder ein Booking-Unternehmen. Diese haben in der Regel mehrere Musikerinnen, Musiker oder Bands unter Vertrag, akquirieren für sie Aufführungsorte und -termine oder CD-Produktionen und erledigen die vertraglichen Formalitäten.

Erkundigen Sie sich, welche Agenturen/Booking-Unternehmen für Ihre Musik infrage kommen und welchen Ruf sie in der Branche haben. Nutzen Sie dafür auch Bewertungen oder Foren im Internet. Eine Übersicht über Konzertdirektionen und Künstleragenturen bietet z. B. das Deutsche Musikinformationszentrum. Fragen Sie dazu auch bei Ihrem Musikverband nach.

Dort gibt es in der Regel auch Vertragsmuster und Tipps, worauf Sie achten müssen, um nicht über den Tisch gezogen zu werden. Vertragsmuster findet man außerdem bei Mediafon, dem Beratungsservice der ver.di Dienstleistungsgewerkschaft für Solo-Selbständige. Im Zweifelsfalle können Sie sich auch an eine spezialisierte Anwaltskanzlei wenden.

Label suchen

Eine CD mit ansprechendem Cover lässt sich problemlos selbst produzieren. Sie können sich stattdessen aber auch ein Label (= Tonträgerunternehmen oder Plattenfirma) suchen, das im Idealfall nicht nur die Produktion, sondern auch die Werbung und den Vertrieb übernimmt.

Finden Sie heraus, bei welchem Label Musikerinnen und Musiker, die in einer ähnlichen Musikrichtung wie Sie unterwegs sind, unter Vertrag sind. Bewerben Sie sich mit professionell aufbereiteten Unterlagen und Hörbeispielen.

Immer besser werden

Die Frage, die Sie sich stellen müssen, ist dieselbe wie bei einem Unternehmen, das ein Produkt verkauft: Sind Ihre Kundinnen und Kunden zufrieden? Wenn nein: Warum nicht?

Analysieren Sie kritisch, ob es Schwachstellen in Ihrer Musik gibt. In Ihrer Band. Vielleicht funktioniert in Ihrer Rockband die Rhythmuseinheit nicht wirklich. Vielleicht ist der Frontmann ein guter Gitarrist, aber ein schlechter Sänger. Vielleicht kann er toll singen, aber nicht mit dem Publikum umgehen.

Überlegen Sie, wie Sie mit Schwachstellen umgehen wollen. Viele Bands sind zunächst im Freundeskreis entstanden. Dann fällt es schwer, jemanden aus geschäftlichen Gründen auszutauschen. Aber oft führt kein Weg daran vorbei. Alternative: umbesetzen oder besser werden.

Vertrag & Verwertungsrechte

Abgesehen von Verträgen mit Veranstalterinnen und Veranstaltern spielen für Musikerinnen und Musiker zwei Vertragsparteien eine wichtige Rolle: Agenturen/Booking-Unternehmen und Labels.

Es mag verlockend sein, alle anstehenden Aufgaben an eine einzige Vertragspartei zu vergeben: Booking, Label, Vertrieb usw. Sie müssen sich aber darüber im Klaren sein, dass sich Ihre Verdienstmöglichkeiten dabei verschlechtern. Wägen Sie ab, wie viel Sie im Falle einer Vertragspartnerschaft bezahlen wollen oder können. Und klären Sie für sich, welche Aufgaben Sie selbst übernehmen können, welche Sie beauftragen sollten. Gehen Sie nach dem „Baukastenprinzip“ vor: Erledigen Sie selbst, was Sie leisten können (und wollen). Kaufen Sie sich nur den Anteil an Dienstleistungen ein, den Sie brauchen. Suchen Sie sich die richtige Partnerin oder den richtigen Partner für Ihr Musikgenre mit dem richtigen Portfolio.

Behalten sie die Verwertungsrechte an Ihren Kompositionen. Vor allem große Labels werden oftmals versuchen, Ihnen diese für eine verlockende Summe abzukaufen. Nicht immer können Musikerinnen und Musiker selbst überprüfen, ob, wo und wie ihre Werke veröffentlicht oder vervielfältigt werden. Damit sie trotzdem ihre rechtmäßige Vergütung erhalten, werden ihre Urheberrechte von sogenannten Verwertungsgesellschaften wahrgenommen. Sie ziehen bei der Nutzung von Musikwerken Gebühren ein und zahlen diese als Tantiemen an die Urheberinnen und Urheber aus.

Melden Sie sich bei der zuständigen Verwertungsgesellschaft an.

  • Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) für Komponisten, Textdichter, Musikverleger
  • Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten mbH (GVL) für Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger sowie Tonträgerproduktionen mit eigenem Label

Suchen Sie ggf. auch einen Verlag, der sich um die Zweitverwertung kümmert, z. B. als Filmmusik.

Förderhilfen

Es gibt eine ganze Reihe öffentlicher Förderhilfen und -einrichtungen für die Musikbranche. Sie unterstützen das persönliche Fortkommen von (jungen) Musikerinnen und Musikern und sorgen dafür, dass Musik für ein kulturinteressiertes Publikum vor Ort stattfindet und Musikprojekte finanziert werden können. Derartige Förderungen sind wichtige Bausteine im Rahmen des kommunalen oder regionalen Standortmarketings.

Fördereinrichtungen wie die Initiative Musik, der Musikfonds e.V. oder auch der Deutsche Musikrat bieten vielfältige Fördermöglichkeiten an. Unterstützung bieten unter Umständen auch die Bundesländer oder die Kulturämter vor Ort an.

Nehmen Sie auch an Wettbewerben teil. Siegerinnen, Sieger, aber auch gut Platzierte oder Nominierte werden von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Genauso wie Auftritte auf großen Musikfestivals.

Nebenjob

Viele Musikerinnen und Musiker leben eher schlecht von wenigen kleinen Konzerten. Um ihre Musik machen zu können, brauchen die allermeisten einen Nebenjob.

Suchen Sie einen Job, der mit Ihrer Musik zu tun hat. Wenn es nicht Musiklehrerin oder Musiklehrer sein soll: Denken Sie als U-Musikerin oder U-Musiker vielleicht mal darüber nach, in Cover-Bands mitzuspielen. Zum einen gibt es dafür spezielle Agenturen, die nur solche Musikerinnen und Musiker suchen und buchen. Zum anderen sind sie meist regional gut vernetzt. So kennen sich z. B. alle Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger einer Region untereinander. Wenn Nr. 1 ausgebucht ist und ein gutes Angebot bekommt, reicht er es an Nr. 2 weiter. Es gibt erfahrungsgemäß viele solcher Angebote. Und sie werden richtig gut bezahlt.

Quellen: Mediafon, mg: mannheimer gründungszentren gmbh/Musikpark Next Mannheim, ver.di – Fachgruppe Musik, VUT – Verband unabhängiger Musikunternehmen e. V.
In: InfoKreativ Praxistipps für Kreative und Kulturschaffende: Musikwirtschaft