Kreativworkshops finden nicht selten im Auftrag einer kommunalen Wirtschaftsförderung oder auch eines Unternehmens zu bestimmten Themenstellungen statt. Sie sollen Ideen zu festgelegten Themenstellungen zutage fördern. Im Unterschied zu Innovationswerkstätten- und Foren sind sie eher kurzfristig gedacht und haben Event-Charakter.
Für die teilnehmenden Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft sollte eine Aufwandsentschädigung eingeplant sein, um eine höhere Verbindlichkeit
zu erzielen und eine Wertschätzung ihrer Leistung deutlich zu machen.
Die Durchführung eines Kreativworkshops ist für die Organisatoren aufwändig. Hilfreich ist, wenn sie Kontakte zu einem potenziellen Kooperationspartner haben, der sich mit den Begebenheiten vor Ort (Location, Kontakte etc.) sowie dem Thema auskennt: beispielsweise eine Veranstaltungsagentur, Bildungseinrichtung oder Institution der öffentlichen Hand
Empfehlenswert ist, eine öffentliche Abschlussveranstaltung, bei der die Ergebnisse des Kreativworkshops einem breiten Publikum präsentiert werden. Wichtig ist auch, die Ergebnisse der Workshops in einer Dokumentation festzuhalten und Wege und Angebote dafür, die verhandelten Themen gemeinsam weiterzuentwickeln, aufzuzeigen.
Im Rahmen von Kreativworkshops werden Ideen entwickelt. Es braucht einen verbindlichen Plan, wie mit einer Auswahl der Ideen weitergearbeitet wird. Für die Auswahl der Ideen ist es gut, eine Fachjury zu bilden, zu der zusätzliche externe Gäste geladen werden. Es muss im Vorfeld zudem klar geregelt werden, wie mit den Rechten des geistigen Eigentums verfahren wird – und dies muss transparent kommuniziert werden.
Wichtig ist auch, dass überhaupt mit den Ideen weitergearbeitet wird. Nichts ist für die Teilnehmer frustrierender, als Ideen für die Schublade zu entwickeln.
Beispiele
Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes: Praxis-Workshops
Konzept: Das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes hat im Rahmen einer Workshop-Reihe konkrete Fragestellungen zur Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft erarbeitet: gemeinsam mit ausgewählten Experten aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft. Ziel der Workshop-Reihe war, Branchen zu vernetzen, Potenziale zu vermitteln, gemeinsam Herausforderungen anzugehen und neue Formate und Maßnahmen für eine nachhaltige Zusammenarbeit der Kultur- und Kreativwirtschaft mit anderen Branchen zu entwickeln.
Zielgruppe: Kreativschaffende unterschiedlichster Gattungen, die Interesse an neuen Themenfeldern hatten.
Umsetzung/Organisation: Nach einer thematischen Einstiegsrunde und einem Impulsvortrag sollten die Teilnehmer die jeweilige Thematik in Kleingruppen vertiefen. Dabei sollten sie ihre Ideen und Lösungsansätze beispielsweise zwischen „größte Chance“ und „größte Herausforderung“ gewichten. Im Anschluss daran wurden die Arbeitsergebnisse der Kleingruppen dem Plenum präsentiert, hier sortiert und zusammengefasst. Als Moderatoren, Impulsgeber und Workshop-Leiter waren Personen eingeladen worden, die sich auf die Konzeption und Moderation von kollaborativen Arbeitsprozessen spezialisiert haben. Teilnehmerzahl: 30.
Nachbereitung: Die möglichen Rollen der Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft und ihre Kompetenz bei gesellschaftlichen Veränderungen sollen in einer Dokumentation deutlich herausgearbeitet und kommuniziert werden: als
- Impulsgeber = Vorreiter und Pioniere neuer Haltungen, Einstellungen oder gesellschaftlicher Entwicklungen
- Methodiker = Rollenspiele, Formen der Darstellung und Aufbereitung
- Vermittler = durch Techniken der Vermittlung über Sprach- und Wahrnehmungsgrenzen hinweg
- Gestalter = bewusster Einsatz von Design sowohl in der Materialwahl, Produktgestaltung und Kommunikation als auch im Gestalten von sozialen Prozessen
Oldenburg: PerspektivScheck
Konzept: Beim PerspektivScheck geht es um eine Kreativberatung durch Kreativschaffende. Kleine Unternehmen und Start-Ups haben hier die Möglichkeit, ihr Geschäftsmodell im Austausch mit Beratern aus einem vielseitig orientierten Pool von Kreativunternehmen gegen ein geringes Entgelt weiterzuentwickeln. Die Kreativberater erhalten ein Honorar. Beim PerspektivScheck arbeiten die Wirtschaftsförderung Oldenburg und das 3X3-Projektbüro zusammen. Die Kreativberatung wird von der Wirtschaftsförderung bezuschusst.
Zielgruppe: Kreativschaffende unterschiedlichster Gattungen.
Vorbereitung: Interessierte Kreativschaffende bewerben sich als Kreativberater beim 3X3-Projektbüro mit Angaben zu ihrer Sparte, Motivation für die Teilnahme, Arten der Arbeitsplanung, Verwendung von Kreativstrategien und künstlerischen Strategien. Wichtige Frage zur Bewerbung: Worin sehen Sie die Kraft Ihrer künstlerischen Tätigkeit? Damit werden sie Mitglied im PerspektivScheck-Beraterpool.
Umsetzung: Kleine Unternehmen / Start-Ups melden sich an bei PerspektivScheck. Die Organisatoren analysieren im Anschluss daran in einem Vorgespräch mit dem Unternehmen die anstehende Aufgabe. Hierbei wird festgestellt, welche kreative Leistung gebraucht wird. Danach spricht PerspektivScheck eine Person aus dem Pool für die Kreativleistung an und beauftragt diese (finanziertes Volumen 5 oder 10 Std.). Der Kreativberater entwickelt einen Lösungsvorschlag für die Aufgabenstellung. Beispiele: Modifikation der Unternehmensziele, Kundenkontakt mit Schauspielern üben, Corporate Identity verbessern, Ausstellungs- u. Messedesign entwickeln.
http://perspektivscheck.de
Oldenburg: 3X3
Konzept: Im 3X3-Projekt erarbeiten drei 3 Künstlerinnen oder Künstler sowie 3 Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter eines Unternehmens gemeinsam kreative Lösungen für eine konkrete betriebliche Aufgabenstellung. Sie werden dabei von einem Coach unterstützt. Die Aufgaben können beispielsweise die Bereiche Unternehmensstrategie, Produkterneuerung, Organisationsentwicklung, Personalwesen, Marketing, Kommunikation nach innen und nach außen oder nachhaltiges Wirtschaften berühren. Die Kreativen werden nach Erfahrung und Motivation ausgesucht und auf Honorarbasis engagiert
Zielgruppe: Kreativschaffende unterschiedlichster Gattungen (Darstellende Kunst, Kleinkunst, Musik, Bildende Kunst, Design, Autoren).
Vorbereitung: Interessierte Kreative müssen zunächst einen Fragebogen ausfüllen, der sie u.a. nach ihrer Sparte, Motivation für die Teilnahme, Arten der Arbeitsplanung, Verwendung von Kreativstrategien und künstlerischen Strategien befragt. Letze Frage darin: Worin sehen Sie die Kraft Ihrer künstlerischen Tätigkeit?
Umsetzung/Organisation: Je nach dem Ergebnis der Fragebogen-Rückläufe wird ein „passender“ Kreativer aus dem 3X3-Pool für eine anstehende Aufgabe ausgewählt. Beim Zusammentreffen mit „fremden“ Unternehmen sollten Kreative beachten: Es geht um eine echte (und bezahlte) Zusammenarbeit. Und die erfordert Loyalität.
www.3mal3.net
Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes: Innovationcamps
Konzept: Eine durch das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes handverlesene Gruppe aus Kreativen und Akteuren anderer Bereiche und Branchen soll Antworten auf aktuelle Fragestellungen eines Kooperationspartners finden und dabei neue Denkwege einschlagen. In einem offenen Innovationsprozess wird in Kleingruppen und in verschiedenen Arbeitsphasen gebrainstormt, geschrieben, entwickelt und schließlich ein neuer Prototyp oder ein Konzept vorgestellt. Die besten Ideen werden am Ende prämiert und über das Innovation Camp hinaus weiter bearbeitet. Teilnehmerzahl: 60 bis 120 Teilnehmer.
Zielgruppe: Kreativschaffende unterschiedlichster Gattungen, die Interesse an neuen Themenfeldern haben.
Vorbereitung: Zur Vorbereitung zählt vor allem, die Fragestellung im Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner zu erarbeiten, Kreativen als Teilnehmer zu identifizieren und zu akquirieren, die Location mit Catering und Unterkünften zu finden und zu buchen sowie die eigentliche Programmplanung, die sich durch eine gute Mischung von Impulsvorträgen, Arbeits- und Austauschphasen auszeichnen sollte.
Innovation Camp
Bremen: Innovationssafari
Konzept: Studierende erhalten die Aufgabe, innerhalb von zwei Stunden ein Unternehmen zu besuchen und dort eine vorher definierte Aufgabenstellung mit Unternehmensvertretern zu bearbeiten.
Zielgruppe: Studierende kreativer und designorientierter Studiengänge.
Organisation/Umsetzung: Die Studierenden besuchen verschiedene Unternehmen in Kleingruppen. Die Unternehmen werden von den Veranstaltern zuvor ausgewählt, angesprochen und vorbereitet. Im Anschluss an die Unternehmensbesuche treffen sich alle Studierenden-Gruppen und Unternehmensvertreter, um die verschiedenen Problemstellungen und Lösungsideen vorzustellen und zu bewerten.
Nachbereitung: Diese abschließende Plenums-Veranstaltung ist explizit für ein Networking der Kreativen und Unternehmen gedacht.
Zeit: 4 Stunden
brennerei-lab.de