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06.05.2024 -

„Um sich als sehr kleiner Verlag zu behaupten, muss man sichtbar werden und ein Profil aufbauen, das nicht in Konkurrenz zu den großen Verlagen steht.“ Interview mit Sebastian Guggolz, Inhaber des Guggolz-Verlags

Einleitung

Sebastian Guggolz

Sebastian Guggolz

© NilsStelte

Klein, hoch spezialisiert und anspruchsvoll: So sollte der Verlag aussehen, den Sebastian Guggolz vor etwa zehn Jahren vor Augen hatte. Das Konzept ist aufgegangen. Obwohl der Markt für Verlage bekanntermaßen nicht einfach ist, hat sich der Guggolz Verlag mit seinen nord- und osteuropäischen Titeln der klassischen Moderne einen festen Platz auf dem Buchmarkt erobert. Hinzu kommen zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Übersetzerbarke 2016, der Förderpreis der Kurt Wolff Stiftung 2017, der Deutsche Verlagspreis 2019 und 2020 und der Spitzenpreis des Deutschen Verlagspreis 2022. Im folgenden Interview berichtet Sebastian Guggolz darüber, wie ihm der erfolgreiche Schritt in die Verlagswelt gelungen ist.

Herr Guggolz, Sie haben vor zehn Jahren Ihren eigenen Verlag gegründet. War damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen?

Guggolz: Nein, überhaupt nicht. Eine Verlagsgründung war eigentlich nie mein Ziel gewesen. Im Gegenteil: Ich habe nach meinem Studium der Kunstgeschichte und Germanistik einige Jahre als Lektor bei einem Verlag gearbeitet und war dort auch sehr glücklich gewesen. Aber dann wollte die Geschäftsführung den Verlag vergrößern und professioneller gestalten. Dabei wurde mir klar, dass diese ganze Entwicklung eigentlich nicht zu mir und meinen Vorstellungen von meiner Arbeit passt. Umso mehr wurde mir bewusst, wie ein Verlag aussehen müsste, in dem ich mich wohl fühle und gut arbeiten kann. So entstand die Idee, einen eigenen Verlag zu gründen.

Wie alt waren Sie damals?

Guggolz: Ich war gerade 30 geworden und fand, dass das genau der richtige Zeitpunkt sei, um so eine Idee in Angriff zu nehmen. Ich war noch jung genug. Ich wusste noch nicht, was da im Detail auf mich zukommt, aber hatte schon ein paar Jahre Berufs- und Branchenerfahrungen gesammelt. Heute weiß ich natürlich mehr über die Hindernisse und Risiken, die mit einer Verlagsgründung verbunden sind. Von daher bin ich mir nicht sicher, ob ich diesen Entschluss heute immer noch so konsequent durchziehen würde. Aber mit Anfang 30 war ich so enthusiastisch und so überzeugt von meiner Idee, dass ich mich einfach durch nichts davon habe abbringen lassen.

Die Situation für kleine Verlage war schon damals nicht einfach. Das hat Sie nicht abgeschreckt?

Guggolz: Das hat mich kein bisschen abgeschreckt, weil ich einfach davon überzeugt war, dass der Weg der richtige ist. Und das bin ich bis heute. Kleinen Verlagen wird ja eher als Schwäche ausgelegt, dass sie eben klein sind und nur wenige Bücher machen können. Deswegen muss das Angebot umso profilierter sein. Und genau das ist eine Stärke, die man nutzen muss. Wenn ich sage, ich mache nur zwei bis fünf Bücher pro Programm im Jahr bedeutet das auch, dass ich mich den einzelnen Büchern mit aller Sorgfalt widmen kann. Das ist in größeren Häusern oft gar nicht möglich. Ich drehe also die vermeintliche Schwäche eines kleinen Verlags in eine Stärke um. Ich bin fest davon überzeugt, dass das die einzige Möglichkeit ist, als sehr kleiner Verlag sichtbar zu werden und ein Profil aufzubauen, das nicht in Konkurrenz zu den großen Verlagen steht, sondern tatsächlich etwas ganz Eigenes ist und auch nur von einem kleinen Verlag realisiert werden kann.

Die Situation für kleine Verlage war schon damals nicht einfach. Das hat Sie nicht abgeschreckt?

Guggolz: Das hat mich kein bisschen abgeschreckt, weil ich einfach davon überzeugt war, dass der Weg der richtige ist. Und das bin ich bis heute. Kleinen Verlagen wird ja eher als Schwäche ausgelegt, dass sie eben klein sind und nur wenige Bücher machen können. Deswegen muss das Angebot umso profilierter sein. Und genau das ist eine Stärke, die man nutzen muss. Wenn ich sage, ich mache nur zwei bis fünf Bücher pro Programm im Jahr bedeutet das auch, dass ich mich den einzelnen Büchern mit aller Sorgfalt widmen kann. Das ist in größeren Häusern oft gar nicht möglich. Ich drehe also die vermeintliche Schwäche eines kleinen Verlags in eine Stärke um. Ich bin fest davon überzeugt, dass das die einzige Möglichkeit ist, als sehr kleiner Verlag sichtbar zu werden und ein Profil aufzubauen, das nicht in Konkurrenz zu den großen Verlagen steht, sondern tatsächlich etwas ganz Eigenes ist und auch nur von einem kleinen Verlag realisiert werden kann.

Sie hatten sich bei der Gründung ganz bewusst dagegen entschieden, Ihren Lebensunterhalt über die Einkünfte aus Ihrem Verlag zu finanzieren. Warum?

Guggolz: Ich habe von Anfang an sehr viel Wert auf meine verlegerische Freiheit gelegt. Von daher war es immer mein Ziel gewesen, dass sich der Verlag selbst tragen muss, nicht mehr und nicht weniger. Wenn mein Verlag auch meinen Lebensunterhalt finanzieren müsste, müsste ich womöglich viele Kompromisse eingehen. Anstatt für den etwas anspruchsvolleren Roman müsste ich mich dann zum Beispiel eher für die nette Liebesgeschichte entscheiden, weil sie sich einfach besser verkauft. Genau das wollte ich von Anfang an vermeiden. Ich habe den Verlag und meine unternehmerische Selbständigkeit daher immer so konzipiert, dass ich anderweitig für meinen Lebensunterhalt aufkomme. Und das ziehe ich bis heute durch. Ich entnehme kein Geld aus dem Verlag für mich persönlich, sondern lasse alles im Verlag, um weitere Bücher zu machen, meine Übersetzerinnen und Übersetzer zu bezahlen, den Gestalter, die Druckerei usw. Im Umfeld meines Verlags gibt es inzwischen sehr viele Leute, die davon leben und daran verdienen. Das freut mich natürlich sehr.

Und wie sieht es mit Ihrem Lebensunterhalt aus?

Guggolz: Ich habe die ersten Jahre für viele andere Verlage, Zeitschriften usw. gearbeitet und darüber meinen Lebensunterhalt finanziert. Seit anderthalb Jahren bin ich bei einem größeren Verlag in Teilzeit als Lektor tätig. Damit komme ich sowohl finanziell als auch zeitlich gut zurecht.

Viele Künstlerinnen und Künstlern sagen, Sie möchten sich nicht für den Markt verbiegen. Ich höre das bei Ihnen auch so ein bisschen heraus. Sie möchten Bücher verlegen um der Literatur willen und nicht wegen des Marktes oder des Geldes wegen. Geht das so in die Richtung?

Guggolz: Ein bisschen schon, wobei ich natürlich möchte, dass meine Bücher gelesen werden – und zwar von der größtmöglichen Anzahl an Leserinnen und Leser. Es reicht ja nicht zu sagen, jetzt habe ich das Buch veröffentlicht, jetzt bin ich zufrieden. Ich möchte schon auch, dass die von mir verlegten Bücher ihr Publikum finden. Diesen Markt möchte ich bis zu einem gewissen Grad bedienen. Ich möchte aber inhaltlich so wenig wie möglich Abstriche machen und so kompromisslos wie möglich arbeiten. Samuel Fischer, der Gründer des Fischer-Verlags soll einmal gesagt haben: „Wir machen nicht die Bücher, die die Leute wollen, sondern wir machen die Bücher, von denen wir wollen, dass die Leute sie lesen.“ Das ist auch meine tiefe Überzeugung. Ich gehe nicht von dem Bedürfnis des Marktes aus und suche das passende Buch, um eine Marktlücke im Bereich Fantasy oder Liebesgeschichte zu füllen, sondern ich finde ein Buch, von dem ich überzeugt bin, dass es wichtig ist und dass ich so viel Leserinnen und Lesern wie möglich nahebringen möchte.

Was für Bücher sind das?

Guggolz: Ich habe mich bei den Autorinnen und Autoren sowohl historisch als auch geografisch spezialisiert. Historisch liegt der Schwerpunkt auf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, also der literarischen Moderne. Geografisch geht es um die von mir sehr geschätzte Literatur aus Skandinavien, dem Baltikum und anderen ost- und nordeuropäischen Regionen. Ich habe den Eindruck, dass es dazu auf dem deutschen Buchmarkt einen großen Nachholbedarf gibt.

Wo und wie finden Sie diese Bücher?

Guggolz: Über die Hälfte der Bücher sind Wiederentdeckungen. Das heißt, ich lese Bücher, die ich zum Beispiel in Antiquariaten oder Bibliotheken oder bei Recherchen im Internet finde und die in einer deutschen Übersetzung vorliegen, aber nicht mehr verlegt werden. Wenn ich mich dann für ein bestimmtes Buch entscheide, suche ich einen Übersetzer oder eine Übersetzerin. Ich lasse generell jedes Buch neu übersetzen, weil die vorliegenden Übersetzungen einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Bei dem finnischen Nobelpreisträger Frans Eemil Sillanpää stammen zum Beispiel die meisten Übersetzungen aus den Zwanziger-, Dreißigerjahren, bei anderen Autoren und Autorinnen aus den Sechziger-, Siebzigerjahren. Seitdem hat sich die deutsche Sprache bzw. die Bezeichnung und Beschreibung von Menschen oder von bestimmten Sachverhalten bekanntermaßen sehr verändert.

Ein weiterer Weg, geeignete Bücher zu finden, sind neben eigenen Recherchen inzwischen auch Vorschläge von Übersetzerinnen und Übersetzern, die das spezielle Profil des Verlags kennen. Zu guter Letzt kommt es auch vor, dass ich ganz gezielt nach bestimmten Büchern Ausschau halte. Einer meiner ersten größeren Erfolge war zum Beispiel ein litauischer Klassiker, ein Exil-Roman aus den Fünfzigerjahren. Das Baltikum hatte mich immer besonders interessiert, also habe ich mich bei Übersetzerinnen, Übersetzern und dem Kulturattaché in der litauischen Botschaft sowie vor Ort in Litauen nach geeigneten Klassikern erkundigt, bis ich fündig wurde. Genauso bin ich übrigens gerade auch bei einem ehemaligen armenischen Klassiker vorgegangen, den ich nach intensiver Recherche entdeckt habe und in zwei Jahren ins Programm aufnehmen werde.

Sie hatten ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie Ihr Verlag aussehen soll. Gab es auch etwas, was dabei nicht so ganz geklappt hat?

Guggolz: Als ich den Verlag gegründet habe, dachte ich, die Bücher sprechen für sich. Ich habe aber sehr schnell merken müssen, dass das nicht funktioniert. Im Gegenteil: Der Verlag ist unglaublich stark mit mir als Vermittlungsperson, als Lektor und als Hersteller der Bücher verknüpft. Ich muss also immer wieder in Erscheinung treten und auch öffentlich in Veranstaltungen meine Bücher vermitteln. Das war mir anfangs so nicht klar. Inzwischen sehe ich das aber durchaus als Vorteil gegenüber großen Verlagen, weil ich mit meiner Person auch eine gewisse Glaubwürdigkeit mit reinbringen kann.

Bleiben wir noch kurz beim Thema Gründung. Was stand denn im Mittelpunkt Ihrer Vorbereitungen?

Guggolz: Zum einen habe ich alle meine beruflichen Kontakte genutzt und mit vielen Leuten aus der Verlagswelt über die Bereiche gesprochen, die Neuland für mich waren, also Herstellung, Rechte, Lizenzen. Zum anderen habe ich mit Leuten aus anderen Branchen wie zum Beispiel aus dem Einzelhandel über betriebswirtschaftliche Themen und Fragen der Unternehmensführung gesprochen. Wobei ich sagen muss, dass diese Treffen zwar immer sehr interessant waren, mir aber unter dem Strich nicht so viel gebracht haben. Hilfreicher war da der Kontakt zur Industrie- und Handelskammer Berlin. Die hat zwar auch nichts direkt mit der Verlagsbranche zu tun, aber irgendwie hat mir der Kontakt eine Art von Sicherheit und Stabilität gegeben, weil ich wusste, dass ich dort jederzeit nachfragen kann. Darüber hinaus gibt es in der Buch- bzw. Verlagsbranche den Börsenverein des Deutschen Buchhandels, den ich als Ansprechpartner für Gründerinnen und Gründer wirklich empfehlen kann. Allein die Vorlagen für bestimmte Verträge und der rechtliche Beistand haben mir sehr geholfen. Das gilt auch für den VDÜ, den Verband deutschsprachiger Übersetzer/innen literarischer und wissenschaftlicher Werke, mit dem ich gemeinsam Vertragsmuster für Übersetzungen entwickelt habe, um meinen Übersetzerinnen und Übersetzern ein faires Auftragsverhältnis anzubieten.

Neben dem Börsenverein und dem VDÜ ist gerade für Verlage die Kurt-Wolff-Stiftung eine wichtige Institution. Das ist ein Zusammenschluss unabhängiger inhabergeführter Verlage, die ein sehr dezidiertes Programm haben. Dieser Austausch dort mit den Kolleginnen und Kollegen ist für mich nach wie vor extrem wichtig.

Sie nutzen auch Fördermittel. Welche?

Guggolz: Fördermittel sind quasi das tägliche Brot, vor allem wenn es um Übersetzungen geht. Der Deutsche Übersetzerfonds bietet zum Beispiel Übersetzerstipendien an. Da bin ich eigentlich ständig dran. Damit werden die Übersetzer und Übersetzerinnen zusätzlich zu dem Honorar, das sie von mir bekommen, unterstützt. Außerdem beantrage ich bei den jeweiligen Kulturinstituten der Länder, aus denen ich Bücher übersetzen lasse, eine Übersetzungsförderung für den Verlag. Auch das ist ein wichtiger Baustein der Finanzierung. Die NEUSTART-Coronahilfen habe ich natürlich auch versucht auszuschöpfen. Seit fünf Jahren gibt es außerdem den Deutschen Verlagspreis. Die Auszeichnung kann man gar nicht hoch genug schätzen, zumal das Preisgeld gerade für kleinere unabhängige Verlage eine wichtige und notwendige Finanzspritze ist. Die Situation für kleine Verlage ist - wie gesagt - schwierig und wird leider immer schwieriger. Die gestiegenen Energiepreise sind zum Beispiel ein gravierender Faktor. Die Papierkosten, die Materialkosten, die Herstellungskosten sind ebenfalls signifikant angestiegen, weil große Teile der Papierproduktion für Bücher ursprünglich aus Russland und der Ukraine kamen. Der Markt dafür ist nun kleiner geworden, und damit sind auch die Preise sprunghaft angestiegen. Auch das Kaufverhalten hat sich verändert durch die Inflation und so weiter. Also, die Lage für kleine Verlage ist wirklich gerade nicht einfach.

Sie sind aber trotzdem recht erfolgreich und konnten sich auf dem Markt etablieren. Wie haben Sie das geschafft?

Guggolz: Mir war von Anfang an klar, dass ich nur dann bestehen kann, wenn ich bei der Vermittlung meiner Bücher an mögliche Leser und Leserinnen von engagierten Buchhändlerinnen und Buchhändlern unterstützt werde. Ich habe daher sehr gezielt mit meinen Vertretern und Vertreterinnen daran gearbeitet, ein Verhältnis zum Buchhandel aufzubauen. Deswegen ist das Programm auch so streng, damit die Buchhändler und Buchhändlerinnen wissen, was für Bücher sie von mir erwarten können. Ich möchte für den Handel berechenbar bleiben und habe daher mit meinem Verlag so eine Art Marke für ein bestimmtes Segment geschaffen. Das hat erstaunlich gut geklappt und führt auch dazu, dass ich sehr viele Veranstaltungen in Buchhandlungen mache. Dabei bekommen die Leserinnen und Lesern eine Vorstellung davon, wer eigentlich hinter dem Verlag steckt. Wie arbeitet der? Wie kommt die Auswahl der Titel zustande? Usw. Das ist natürlich alles auf einem sehr kleinen Level, aber auf die Dauer multipliziert sich das und führt zu einer kleinen Fangemeinde. Dazu gehören Leserinnen und Leser, die die Idee, diese europäischen Klassiker wieder verfügbar zu machen, einfach gut finden und die Bücher nicht nur kaufen, sondern auch in ihrem Bekanntenkreis darauf aufmerksam machen.

In der Presse sind auch häufig Rezensionen über Ihre Bücher zu lesen.

Guggolz: Ja, ich freue mich wirklich sehr, dass meine Bücher in der überregionalen Presse sehr häufig besprochen werden. Das liegt sicher auch daran, dass mein Verlag über die Jahre ein festes Profil entwickelt hat und für sorgfältig aufbereitete Klassiker aus Nord- und Osteuropa steht. Wenn dann hin und wieder eines der Bücher in den Feuilletons als Entdeckung gefeiert wird, ist das für einen kleinen Verlag wie meinen natürlich Gold wert.

Ist Ihr ursprüngliches Konzept, dass der Verlag sich finanziell selber tragen muss, schon aufgegangen?

Guggolz: Im Prinzip ja. Wenn man so wenige Bücher macht, hängt es natürlich immer von einzelnen Titeln ab. Ich hatte 2019/20 zwei sehr starke Titel von dem norwegischen Autor Tarjei Vesaas, die sich wirklich sehr gut verkauft haben. Im letzten Jahr war dagegen kein Buch mit durchschlagendem Erfolg dabei. Aber für 2024 hoffe ich wieder auf einen größeren Erfolg. Unter dem Strich klappt es ganz gut. So, wie der Verlag aufgestellt ist, muss ich ungefähr 1.000 Stück pro Buch verkaufen, damit es als Einzeltitel keine roten Zahlen schreibt. Das hört sich wenig an, wenn man bedenkt, dass im deutschsprachigen Raum – Deutschland, Österreich, Schweiz – etwa 120 Millionen Menschen deutsch lesen können. Bei der Vielzahl an Neuerscheinungen ist es aber gar nicht so einfach, die Zielmarke bei jedem Buch zu knacken. Deswegen müssen sich manche Bücher deutlich besser verkaufen, um die, die sich schlechter verkaufen, wieder auszugleichen.

Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus?

Guggolz: Ich werde oft gefragt, ob der Verlag nicht wachsen sollte oder ob ich nicht einen Mitarbeiter einstellen möchte. Nein, ich möchte den Verlag konsequent so weiterführen. Ich möchte den Verlag auch nicht ausbauen oder mehr Bücher machen. Ich will, dass es genauso weitergeht. Das ist auch gar nicht so schwierig, weil der Verlag inzwischen bekannter geworden ist und ich viele Buchvorschläge erhalte. Mein Verlagsprogramm ist bis 2027 schon voll mit Projekten.

Was ich mir allerdings tatsächlich wünschen würde, wäre eine strukturelle Verlagsförderung. Ich bin der festen Überzeugung, dass Verlage mit ihren Publikationen einen wichtigen Beitrag zur kulturellen und demokratischen Bildung leisten. Eine Förderung würde diesen Beitrag noch sichtbarer machen und unterstützen. Natürlich sind Preise und Auszeichnungen toll. Sie ermöglichen aber keine mittelfristige Planung. Gerade bei einem Verlag, der Projekte über zwei, drei Jahre planen und vorfinanzieren muss wäre eine strukturelle Verlagsförderung daher sehr hilfreich.

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